Spirituell - unser erstes Treffen mit den Geistern - die LEN DONG Zeremonie

Nein, nein, wir sind keine Mitglieder einer okkulten Sekte geworden und tanzen auch nicht um lodernde Feuer. Wir haben etwas Wunderschönes erlebt. Es ging unter die Haut und ergriff unsere Herzen.

Sachlich geantwortet ist Len Dong eine Zeremonie zur Geisterbeschwörung. Hierbei wird mit Hilfe eines Mediums der Kontakt zum Geist von Heiligen aufgebaut.

Konkret handelt es sich um 36 Heilige, welche in der langen Geschichte Vietnams Bedeutendes vollbracht haben. Das Len Dong - Ritual beinhaltet künstlerische Elemente, wie Musik, Tanz und Gesang, ist sehr farbenfroh und meditativ.

Wir saßen beim Frühstück. Ly‘s Telefon klingelte. Meister Hai war dran und fragte, ob wir einer Len Dong- Zeremonie beiwohnen möchten. Kurzerhand wurde geprüft, was im VIETHOUSE los war und ob die Gäste versorgt sind.

Drei Minuten und ein Telefonat später bestätigten wir dankend die Einladung. Ein Mitarbeiter wurde zur Hotel-Nachtschicht einbestellt und wir trafen unsere Reise-Vorbereitungen. Treffpunkt – am selben Tag, 21.00 Uhr im Haus von Meister Hai.

Er ist ein charismatischer Mittvierziger, verheiratet und Vater von zwei Kindern. Meister Hai ist Wegbegleiter für die Menschen, für Einige der Therapeut in Lebensfragen, für Andere der Coach.

Und - er hat das Zweite Gesicht. Er ist ein Medium. Hier geht es zu seinem Profil auf Facebook.

20.30 Uhr - unser Fahrer hielt vor Meister Hai‘s Haus, wo bereits ein kleiner Reisebus wartete. Es herrschte emsiges Treiben. Koffer, Kisten, Säcke, Tüten und Unmengen von Blumen wurden in den Bus verfrachtet.

Im Haus saß noch eine Schulklasse beisammen, die von Meister Hai in englischer Sprache unterrichtet wurde.

21.00 Uhr - pünktlich rollte der Bus vom Hof. Das Bus-Innere hatte sich in einen fahrbaren, bunten und duftenden Markt für Obst, Lebensmittel und Blumen verwandelt.

Unsere Len-Dong-Reisegruppe bestand aus 14 Teilnehmern. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde waren wir kurz verwirrt. Wir, also Tante Ly und Onkel Heiko, schraubten den Altersdurchschnitt unserer Reisegruppe gut nach oben.

Kurz vor 24.00 Uhr erreichten wir einen Tempel in der Nähe der Stadt Lang Son.

Eine passende Übersetzung für diese Auftaktveranstaltung zu geben ist schwer. Es war - das Vorbereitungsgespräch, die Vorbesprechung mit einigen Verantwortlichen der Geisterwelt. Es war der Türöffner, um an die richtigen Stellen während der Zeremonie vorgelassen zu werden.

Wer denkt, dass um Mitternacht im Tempel alles ruhig ist und der Wind durch die Ritzen pfeift, der irrt.

Es waren viele Leute unterwegs. Einige bauten an der Bühne für eine bevorstehende Zeremonie. Andere waren ins Gebet vertieft und wieder Andere saßen da, tranken Tee und spielten chinesisches Schach.

00.30 Uhr - unsere Fahrt ging weiter. Ziel war der Tempel, in dem die Len Dong- Zeremonie stattfinden wird. Nach einer Stunde Fahrt, der Fahrer war ein Ass und kannte seinen Bus auf den Millimeter genau, erreichten wir unser Ziel.

Alles wurde entladen und die mitgebrachten Kisten, Koffer, Blumen und Lebensmittel kamen zum Einsatz.

Die Wok-Brenner in der tempeleignen Küche wurden angeheizt und das mitgebrachte Federvieh gekocht. Andere erschufen aus den mitgebrachten Blumen wunderschöne Blumen - Arrangements. Wieder Andere bereiteten die Opfergaben für die Heiligen vor, welche im Anschluss um den Altar drapiert wurden. So verging die Zeit.

Jeder packte mit an und gegen 03.00 Uhr waren die Vorbereitungen für die Len Dong- Zeremonie abgeschlossen.

Müdigkeit? Fehlanzeige! Einerseits brodelt das Adrenalin im Körper. Zum anderen knurrten die Mägen. Zu fortgeschrittener Stunde gab es dann einen Midnight-Snack.

Bevor die Zeremonie begann, wurde ein ausführliches Bittgesuch an Buddha und die Heiligen vorgetragen.

05.00 Uhr - das Len Dong begann. Sechs Stunden Tanz, Musik und Gesang. Sechs Stunden mit einem fesselnd-emotionalen Medium. Sechs Stunden mit stets wechselnden Kostümen und einem Feuerwerk der Farben. Sechs Stunden mit einem Medium und seinem stets wechselnden Neuen-Zweiten Gesicht.

Sechs Stunden - ein Mix aus Konzentration und Meditation. Und lange Zeit in einem Zustand der nicht greifbar ist, sich aber wohlig-warm wie der Hauch aus kostbarer Seide über uns legte.

Nach der Zeremonie wurde alles abgebaut, aufgeräumt und die Opfergaben, welche die Geister zurück ließen, unter den Lebenden verteilt. Gemeinsam aßen wir Mittag, unterhielten uns und kamen langsam zur Ruhe.

Auf der Rückfahrt nach Hanoi wurde es im Bus still und das ein oder andere wohlige Schnarchen war zu vernehmen.

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Einen schönen Tag und liebe Grüße aus Vietnam.

Ly & Heiko